Reformation


"Die Zeit ist erfüllet, und das Reich
Gottes ist herbeigekommen.
Tut Buße und glaubt an das Evangelium!"
(Markus 1 ,15).

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Das ist evangelisch:

Allein das Evangelium ist
der Grund unseres Glaubens.

Wir benötigen keine irdischen Fürsprecher
bei Gott als Jesus Christus allein. Heilig-
oder Seliggesprochene, Nothelfer oder
Kirchenobere stehen dem Gläubigen nicht
im Wege, wenn er sich an Gott wendet.

Das Evangelium ist die frohe Botschaft, die
von Jesus über die Bibel zu uns kommt und
uns Freiheit und Glück durch Vergebung der
Sünden verkündigt. Hierfür benötigen die
evangelischen Christen keine Wallfahrten und
Pilgerreisen, was wir brauchen ist allein die
Bibel und eine sachgerechte Auslegung, die wir
im Gottesdienst erfahren dürfen.

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Seit der Reformation Martin Luthers gilt:

Solus Christus: Allein Jesus Christus ist
Herr der Kirche und kann mit seinem Heils-
werk die Erlösung des sündigen Menschen
erwirken. Jesus allein spricht das letzte Wort
über dem Leben jedes Einzelnen, keinem
Menschen und keiner Kirche steht dies zu.

Sola scriptura: Allein die Schrift (die Bibel)
ist Richtschnur des Glaubens, sie muss ange-
messen und richtig ausgelegt werden.
Dies ist Aufgabe der Kirche und jedes ein-
zelnen Christen.

Jeder Christ soll sich selbst ein Bild machen
können, daher übersetzte Luther die Bibel ins
Deutsche.

Sola gratia: Die Erlösung erfolgt allein aus
Gnade, kein Mensch kann sich durch Werke
und Gebete Gottes Zuneigung erkaufen, der
Christ wird allein durch Gottes Gnade gerettet.

Sola fide: Die Rechtfertigung des Menschen
geschieht allein durch den Glauben, der aus
seiner persönlichen Beziehung zu Gott resultiert.
Zum Glauben wird der Christ von Gott berufen.

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Sakramente: Das Sakrament wird umschrie-
ben als der Gnadenbeweis Gottes in Form
einer gottesdienstlichen Handlung.

Die evangelische Kirche kennt – im Gegen-
satz zur katholischen Kirche - nur 2 Sakra-
mente: Taufe und Abendmahl, da nur die-
se verbürgt von Jesus eingesetzt worden sind.

Abendmahl: Die Einladung aller Getauften
zum Abendmahl resultiert in der evangelischen
Kirche aus der Überzeugung, dass Christus
(und nicht etwa die Kirche) zum Abendmahl
einlädt, dies hat zur Folge, dass die Kirche
keinem Christen die Teilnahme verwehren
kann. Es gilt Abendmahlsgemeinschaft, alle
Getauften sind eingeladen, in vielen Gemeinden
auch die Kinder.

Taufe: An der Kindstaufe wird in der evang-
lischen Kirche – im Gegensatz zu einigen evan-
gelischen Freikirchen – festgehalten, da die
Taufe Ausdruck der Zusage Gottes zu einem
persönlichen Bund ist und der Mensch hierzu
nicht bewusst Ja sagen muss; da die Taufe ein
Gnadengeschenk ist.

Die Eheschließung ist kein Sakrament, daher
kann auch die Scheidung kein Ausschlussgrund
vom Heilsgeschehen und vom Abendmahl sein.
Auch die Wiederverheiratung nach einer Schei-
dung wird von der evangelischen Amtskirche
begleitet.

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... und auch das ist
evangelisch:
Das
Wort steht im Mittelpunkt des Gottes-
dienstes, d.h. die Predigt, das Evangelium,
der Gesang.

Wir richten unser Handeln und Denken stets
neu an der
Bibel und dem Evangelium aus,
Traditionen und Kirchengeschichte spielen
nur eine untergeordnete Rolle.

Insofern ist Reformation eine dauerhafte
Aufgabe, der sich der Einzelne und die
Kirche insgesamt immer wieder neu unter-
ziehen muss. Die Reformation bedeutet die
Rückkehr zu den Wurzeln des christlichen
Glaubens, insofern ist die
evangelische
Kirche
orthodox (griech.: der rechten Lehre
verpflichtet) und radikal (lat.: sich auf die Wur-
zeln beziehend), die katholische Kirche ist
demgegenüber traditionalistisch (der eigenen
Geschichte verpflichtet).

Die Reformation ist Folge der Renaissance,
beide Bewegungen haben sich bedingt und ge-
genseitig durchdrungen und fanden in der
Auf-
klärung
einen erneuten Höhepunkt ihrer Ent-
wicklung. Die persönliche Freiheit jedes Ein-
zelnen, sich der eigenen Vernunft zu bedienen
und sich nicht auf Autoritäten zu berufen, wur-
de von Martin Luther vorbildhaft vorgelebt.

Doch die Reformation revolutionierte nicht
nur das geistige Leben, sie setzte auch eine
gesellschaftspolitische Entwicklung in Gang.
Der Staat löste sich von der Bevormundung
durch die Kirche. Somit wirkt die Reformation
weit über die eigentliche Reformationszeit hinaus
und bildet einen Wendepunkt hin zur Entwicklung
der
modernen Gesellschaft der Neuzeit.

--- und nicht zuletzt:
In der evangelischen Kirche sind alle Men-
schen völlig
gleichberechtigt. Die evange-
lische Kirche musste sich in vielen (auch
kriegerischen) Kämpfen gegen eine vor-
herrschende Amtskirche (die katholische)
durchsetzen, daher ist ihr von Anfang an
der emanzipatorische Ansatz vorgegeben.
Die
Ordination von Frauen ins Pfarrer- und
Bischofsamt ist den Kirchen der Reformation
aus diesem Grund wesensgemäß.

Unsere
Farbe ist das Violett, die Farbe der
Buße, der Umkehr und der Nachfolge auf
dem Weg Christi.

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Photo:
Kirchenfenster in der ev. Ringkirche,
Wiesbaden mit Lamm und Christusfahne







Kirchenfenster in der ev. Ringkirche, Wiesbaden